Die Familie 1560

Fryburghus Stammväter und Familien

Im Bodenzins Urbar von 1502: „Hanns von Fryburgs hus“ (ihm habe ich die 1. Generation zugelegt, weil von ihm direkte Nachkommen abgeleitet werden können, er wohnte im rot umrandeten Haus).
Im Bodenzins Urbar von 1529: Niklaus und Petter ze Fryburgs hus (2. Generation)(In einer Auflistung von Zinspflichtigen des Schloss Laupen vom 22. August 1529: Ze Fribürgss hüss 2 Brüder mit 3 Grundstücken).
Im Bodenzins Urbar von 1532; Uli Fryburgs Hus und sins Bruder Peter Fryburgs Hus (2. Generation). Uli wird anstelle des dahingeschiedenen Niklaus aufgeführt. Die Brüder wohnten im grün umrandeten neuen Haus, das rot umrandete alte Haus des verstorbenen Vaters Hans war verbrannt.
Am 16.3.1510 kauft Lienhart von Fryburgs Hus die Hälfte einer Lehenschaft in der Gemeinde Mühleberg (1. Generation, war er ein Bruder des Hanns?).
Am 18.5.1512 kauft Hanns von Fryburgs Hus den Drittel einer Lehenschaft in der Gemeinde Mühleberg.
Am 25.3.1542 bekennt Lienhart Salvisberg ab seinen Gütern in der Gemeinde Mühleberg, der Agnes, Gattin des Niklaus Köchli zu Mühleberg und Tochter des Lienhart von Fryburgs Hus sel. den Lehenzins zu schulden.

(Bodenzins Urbar: ein Buch, in dem Zinspflichtige Personen mit den belasteten Grundstücken aufgelistet sind, eine Art Grundbuch, Staatsarchiv Bern).                                                                             

Diese Hinweise lassen den Schluss zu, dass um die Jahrhundertwende 1500 zwei Stammfamilien hier ansässig waren, die des Hanns und die des Lienhard. Diese hatten neben Töchtern 5 Söhne (2. Generation) nämlich Niklaus, Peter, Uli, Hans und Jacob. Alle Söhne, ausser Niklaus der vor 1532 starb, brachten zwischen 1559 und 1570 noch Kinder zur Taufe. Uli starb 1579 und Jacob 1599. Wann die anderen 2 Brüder starben ist unbekannt. Aktenkundig sind um diese Zeit auch 3 Frauen: am 4.Juli 1556 war eine Christina Fryburghus Taufpatin, zwischen
1558 und 1566 war Barbly Fryburghus 8 mal Taufpatin, und am 23. Januar 1566 hat Dichtli
Fryburghus den Bendicht Kilperg auf dem Schorren geheiratet. Diese 3 Frauen können nicht zugeordnet werden, dürften aber den Stammfamilien angehört haben. 

Die 4 Söhne mit Familie (2. Generation) wohnten in Fryburghus. Sie hatten zusammen 16 Kinder.
Sohn Hans, genannt Hans der Grosse wohnte im "Usserhus", hatte mit seiner Frau Margret  3 Kinder, er ist der Stammvater der Wyden-Bärfischenhaus Linie.
Sohn Peter, genannt Peter zu Fryburghus wohnte im "nidere Hus", hatte mit seiner Frau Agnes 8 Kinder, er ist der Stammvater der Sepps in der Nessleren und Brüggelbach.
Sohn Jacob wohnte im "obere Hus", und hatte mit seiner Frau Margret 3 Söhne, er ist der Urgrossvater des Bauernführers Peter.
Sohn Uli wohnte ebenfalls im "obere Hus", er hatte mit seiner unbekannten Frau 2 Töchter, nämlich die Küngolt und Agnes die Wirtin im oberen Hus, sie ist am 30. Januar 1595 aktenkundig.

Bild von Robert Zünd: Ein Ochsengespann zieht eine Egge über den Acker. Während ein Jüngling den Leitochs führt, versucht eine Hilfsperson die Egge auf Kurs zu halten. Weiter hinten im Acker der Sämann, der die Saatkörner übers Feld wirft. So oder ähnlich hat man im Spätmittelalter auch zu Freiburghaus die Felder bestellt, bis dann das Pferd die Zugarbeit übernahm.

Eine Einfache spätmittelalterliche Bauernstube, wie es im älteren "Oberhus" ausgesehen haben mag (abgebrochen um 1840). Reste der damals üblichen Butzenscheiben hat man kürzlich vor dem heutigen Stöckli des jeztigen "Oberhus" bei Gartenarbeiten gefunden.


Die Zins Urbarien belegen es: bis zur Reformation bestand ein einziges Haus, dasjenige von Hanns von Fryburgs hus, das Haus stand anstelle des heutigen Oberhus (rot umrandet).
Im Urbar von 1529, Niklaus und Petter waren Zinspflichtig, ist ein Hus Hofstatt, da Hanns vonn Fryburgs zhus uff sass genannt. Was soviel heisst wie: Hanns von Fryburgs hus (1.G 1502) lebte nicht mehr und sein Haus war nicht mehr existent, es verbrannte (1514), die Söhne Niklaus und Petter wohnten nebenan (östlich) im neuen Haus (später das "Oberhus" genannt, grün umrandet).
Im Urbar von 1532 sind Uli und sein Bruder Peter aufgeführt: Und gitt jeder dass den halben Zinss. Dies belegt die Teilung des Guts. Uli war der Obere, Peter der Untere. Peter wohnte also im neu erbauten "nidere Hus".

Um 1560 wird das "Usserhus" erwähnt, dem Wohnort des Hans Fryburghus, genannt Hans der Grosse. Vermutlich stand Hans in der Erbfolge weiter weg, eine weitere Güterteilung nicht erwünscht. Die mögliche Errichtung einer neuen Existenz packte er an, ein drittes Haus, das "Usserhus" wurde gebaut. Dieses Haus musste eigenes Wasser haben und das nötige Land urbar gemacht werden. Bei diesen 3 Bauernhäusern blieb es 250 Jahre. 


Erst im 19. Jahrhundert, mit der Agrarreform herbeigeführten arbeitsintensiven Vieh- und Graswirtschaft, folgten weitere Hofteilungen, der Obere wurde 1834 gedrittelt, der Untere 1851  zweigeteilt. Die Teilung betraf die Elemente Land und Wasser. Dadurch ist bis heute das Wasserrecht geteilt, die Oberen 3 besitzen je einen Sechstel, die Unteren zwei je einen Viertel der Wasserquelle.
Der Usserhus Hof wurde später die Hubelweid genannt. Heute sind es zwei Höfe.

Das Erblehen: Bis etwa um 1850 waren die Heimet nur vom Lehnherr veräusserbar, dem der Boden gehörte (daher die Zinspflicht). Dem Bauern war nur das Haus, das Vieh und die Gerätschaften zu Eigen. Das Erblehenrecht, oder auch Anerbrecht, ermöglichte es, immer  genügend Erben zu haben, auch in Frauen und Nebenlinien, so dass das Heimet in der Familie immer weiter vererbt werden konnte. Mit den vielen Einheiraten änderte nur der Familienname, nicht aber die Stammfamilie. In der ersten Hälfte des 19. Jh., konnte die Lehen Zinspflicht mit dem bezahlen eines mehrfachen Jahreszinses abgelöst, der Boden somit in das Privateigentum des Bauern überführt werden. Allerdings für den Uebernehmer teuer: er musste seine Geschwister auszahlen. Konnte er das nicht, teilte man Land, Wald und Haus in unwirtschaftliche Teile, die dann später veräussert oder zurückgekauft werden mussten.

1310 wird Freiburghaus nach Bern verkauft (ältestes amtliches Dokument von Neuenegg)

Hochinteressant ist folgendes: Urkunde vom 30. Oktober 1310, das Johanniterhaus zu Freiburg i. Ue. verkauft an Rudolf Isenhut, Burger zu Bern, für 110 Pfund seine Besitzungen in Neuenegg zu freiem ledigen Eigen. Die Besitzungen mit gesamt 100 Jucharten und 8 Lehen Pächtern waren sehr umfangreich, darunter "Burkhard von Friburghus Gut und Richard der Schwiegersohn" mit 14 Jucharten. Der Wohnort der anderen Lehen Parteien ist nicht angegeben, möglich in der Nessleren (Heinrich Bucher) und in Brüggelbach. Der Kaufgegenstand enthielt (nebst Lehenleuten!) Häuser mit Hofstatt, Aecker und Brachen, Wiesen, Weiden, Wälder, Felder, Quellen, Wasserversorgung fliessend!
Original (Bild) im Staatsarchiv Bern, Fach Fraubrunnen. Abschrift (lat.): Fontes 4, Seite 438, Nr. 410.
Dieser Verkauf war eine direkte Folge der hohen Kosten der Kreuzzüge. Der Orden verarmte zusehends und musste viele Güter veräussern.

Ausschnitte aus obiger Urkunde: "Burki ze Friburghus" 7. Zeile von oben               

"Richard"

"Schwieger Sohn"


2 Jahre später kauft derselbe Rudolf  Ysenhut zusammen mit Peter Bucher von Freiburg (letzterer für seinen Sohn Heinrich) weitere Güter von einem Albert Pikart, Bürger von Freiburg. Die Güter mit gesamt an die 60 Jucharten befanden sich in Flamatt (Schrötern), Neuenegg und in der Nessleren (Pächter in der Nessleren: Jacobus de Utenwile / Heinrich Bucher).
Original im Staatsarchiv Bern, Fach Laupen, Abschrift (lat.): Fontes 4, Seite 559, Nr. 535

Fryburgs-Hus, Fryburghus, Freyburghus, Freyburghaus, Freiburghaus? Die Schreibweise des Namens oder des Ortes ist wie in den alten Dokumenten wiedergegeben, entsprechend der Zeit.

Die Ableitung des Orstnamens und des Eigennamens aus beschriebener Zugehörigkeit steht ausser Zweifel. Die damalige feste Bindung von Neuenegger Gütern zum Johanniter Orden in Freiburg wird noch durch das Gründungs-Patronat der Kirche Neuenegg untermauert, es ist Johannes der Täufer! Anders als in der Stadt, bildeten sich die Familiennamen auf dem Land erst im späten Mittelalter. Die einfache Ankoppelung an den Wohnort war damals üblich Landauf und ab.

Die Alemannen DNA
Römischen Chronisten verdanken wir die spärlichen Kenntnisse über das Volk der Alemannen. Die Bemühungen der römischen Besatzer, diese Leute im Gebiet rechts des Ober- und Hochrheins für ihre Zwecke einzubinden, gelang nur teilweise. Die verschiedenen Alemannen-Stämme wurden regelmässig vertragsbrüchig und zogen raubend und plündernd durch Gallien, Rätien, selbst bis nach Oberitalien. Die Römer nannten sie deshalb „die Barbaren“, oder ihrer Sprache wegen „die Alemannen“. Daher der Name, nicht etwa weil sie sich selbst so genannt hätten. Als römische Legionäre waren junge Alemannen freiwillig oder gezwungen lange unverzichtbar, sogar als reine alemannische Regimenter, die sich rühmten, dass kein einziger fremder Kämpfer unter ihnen sei. Diese schwierigen Bündnispartner wollten sich trotz zahlreicher Strafaktionen von Römern über den Rhein nicht wie gewünscht einbinden lassen. Im Jahr 357 kommt es bei Strassburg zur grossen Schlacht zwischen Alemannen und Römern. Trotz dreifacher Ueberzahl werden mehrere tausend Alemannen niedergemacht und der Rest flüchtet wie gewohnt über den rettenden Rhein.

Mit dem Ende der Römerherrschaft im 5. Jahrhundert und den wiederkehrenden Raubzügen nach Gallien, kommen die Alemannen zunehmend mit den erstarkten Franken in Konflikt. Um die Wende zum 6. Jahrhundert verfolgen und unterwerfen die Franken das alemannische Volk von Norden her. Freiwillig oder nicht, setzten viele über den Rhein und wanderten in die Nordschweiz ein. Wenn man das gewaltige Ausmass der Einwanderung in die Schweiz überdenkt, so mag es danach aussehen, dass das Ganze von den Franken geplant war, eine grossangelegte Umsiedlungsaktion zumindest für einen Teil dieses unbequemen und räuberischen Volkes. Unter Fränkischer Herrschaft erreichten die Zuwanderer das Gebiet bis zur Aare, die Westgrenze des späteren Bistums Konstanz. Die Nordschweiz kam damit unter alemannisches Recht und die spärliche Zahl romanischer Helvetier mussten wohl oder übel die zahlreichen Einwanderer gewähren lassen und Deutsch lernen. Der ganze Vorgang soll friedlich geschehen sein. Das Ziel der Franken war erreicht, die Raubzüge hörten auf und die Alemannen beschäftigten sich fortan mit Ackerbau und Viehzucht.

Mit diesen paar Zeilen ist die Geschichte der Alemannen bei weitem nicht erzählt, diese gehört auch nicht hierher. Gestatten sie mir noch die Frage: ob etwa die Innerschweizer um 1291 das rebellische alemannische Element gespürt haben mögen? Denkbar ist es alleweil.

Warum dieser Vortrag? Weil unsere direkten Vorfahren unter diesen Einwanderern vermutet werden können. Mir ist zu Ohren gekommen, ein Freiburghaus habe eine DNA-Analyse machen lassen mit dem Resultat, dass das Geschlecht auf eine Frau zurückgeht, die aus dem Deutschen Raum in die Schweiz eingewandert sei! Wer weiss etwas davon?

Neuenegger in fremden Diensten
Die Kirchen Rodel von Neuenegg erzählen von mehreren Landesabwesenden infolge fremder Kriegsdienste. Unter ihnen der 20 jährige Jacob Fryburghus. In seiner Abwesenheit bringt seine Ehefrau Ursula Bering am 17.1.1641 einen Jacob zur Taufe. Der 21 jährige Peter Fryburghaus, ein Cousin des Erstgenannten Jacob kann‘s nicht anders, seine Ehefrau Margreth Flühmann lässt am 15.2.1672 einen Joseph taufen. Nicht zurückgekehrt sind Karl Ulrich Freyburghaus, Füsilier eines Schweizerregimentes in Franz. Diensten, er starb in la Calve am Fieber 14.8.1811 und Hans Fryburghaus von Thörishaus im Dienst in Neapel, er wurde 39 jährig, 9.8.1837. Bild von Sigmund Freudenberger "Rückkehr eines Schweizer Söldners". 

Vom Söldnerdienst Entlassene gab es aber nicht für alle Heimkehrer ein Happy End. Ohne den versprochenen Sold und, oder Invalid, mussten sie sich als Bettler und mit Stehlen durchschlagen, kriminell geworden schliesslich gebrandmarkt und verjagt. Für solche Gesellen, oft auch traumatisiert, hatte man keine Verwendung mehr. Derweil kassierten die Regierenden Patrizier verdeckte Pensionen für die Anwerbung der Söldner. Seit Marignano 1515 bis 1798 waren es je nach Quelle 1-2 Millionen Soldaten. Frankreich hatte in Solothurn eigens dafür einen Konsul stationiert. In dieser Zeit war die Eidgenossenschaft im Prinzip eine französische Provinz und offiziell Neutral! ("Söldner für Europa" von Jost auf der Mauer)

Der Blutzoll beim Franzoseneinfall von 1798
Beim Gefecht in Neuenegg gegen napoleonische Truppen am 5. März, kamen 4 Freiburghaus zu Tode. Der 29 jährige Rudolf, genannt Maurerruedi aus der Au, die Brüder Bendicht (26) und Johannes (29) aus dem Riedli und schliesslich der Johannes (31) aus Freiburghaus, der am 5.5.1798 seinen Verletzungen erliegt. Alle waren ledige Gesellen, ihre Gebeine liegen in der Grabstätte in der Nähe des Schlachtdenkmals bei den anderen 131 gefallenen Bernern. (siehe Franzoseneinfall 1798)

Ausgewanderte
Freiburghaus sind mir bis jetzt wenige bekannt.
Ein August Freiburghaus verliess 1898 als 27 jähriger die Schweiz Richtung Schweden. Ein Enkel hat sich kürzlich gemeldet und uns seither besucht. Zusammen mit seiner Frau besuchten wir die Taufkirche (Chevroux) und den späteren Wohn- und Arbeitsort (Boudry/Serrieres) von August.
Ein Johannes Freiburghaus reiste 1853 als 47 Jähriger nach Amerika. Seither gab es scheinbar kein Lebenszeichen mehr von ihm, seine Erben liessen 1901 eine Verschollenerklärung ausfertigen.
Familie Johannes und Elisabeth Freiburghaus-Bühlmann reist mit acht Kindern 1849 in die USA. Johannes stirbt 2 Wochen nach der Einreise in Buffalo. Ihre Kinder waren Anna *1821, Elisabeth *1825, Magdalena *1829, Samuel *1831, Maria *1833, Rudolf *1835, Bendicht *1837, Margaretha *1839, Niklaus *1841.
Die Familie des Bendicht und Anna Freiburghaus-Mader haben ebenfalls die USA mit 3 Kindern angesteuert. Der Schweizer Consul in New York meldet 1824 den Tod des 28 jährigen Vaters, 1825 den Tod der Söhne Christian(2) und Johannes(5). Alle gestorben im Armenhaus Dauphin. Der ältere Bendicht(8) überlebt.
Trauriger geht’s fast nicht mehr, es macht die schlechten Bedingungen für die Auswanderer deutlich. Mit einem Reisegeld von ihrer Heimatgemeinde ausgestattet, gelangten sie nach der 3 wöchigen Atlantiküberfahrt in den überfüllten Dampfern mit ihren miserablen hygienischen Verhältnissen in die neue Welt. Häufig Krank und Mittellos auf sich selbst gestellt mussten sie sich durchschlagen!