Geschichten über den Weiler Freiburghaus und seine frühen Bewohner
Freiburghaus ist ein kleiner beschaulicher Weiler geblieben, nicht viel grösser als vor Jahrhunderten, immer noch dominieren die grossen Berner Bauernhäuser, wenngleich nicht mehr alle als Bauernbetrieb dienen. Zu stark hat man vor 160 Jahren die drei Höfe geteilt, in der allgemeinen Käserei Euphorie an eine glanzvolle Zukunft geglaubt. Wenn Sie weiterlesen, erfahren Sie, wie der Ortsname entstanden ist und man davon den Eigennamen abgeleitet hat. Sie vernehmen einiges über die frühen Bewohner von Freiburghaus und seine wagemutigen Protagonisten, wie sie das Bauernleben, das Gemeindewesen und das Staatswesen aus- und mitgestaltet haben. Zahlreiche interessante und deutliche anthropogene Veränderungen in der Landschaft haben sich als Zeichen von antikem Ackerbau herausgestellt.
Wie ich später beschreibe, gibt es Hinweise auf eine nicht abgerissene Folge von Anerben in Wyden und in der Nessleren seit der Antike (siehe: "Von Kelten und Römern"). Demnach könnten im Frühmittelalter wegen Arbeitskräftemangel alemannische Leute hier bei helvetischen Bauern zunächst Arbeit gefunden, später durch Einheirat selbst zu hablichen Bauern geworden sein.

Freiburghaus ist viel später gegründet worden und hat eine besondere Geschichte, die mit einer aufwendigen Wasserversorgung beginnt. Die Brambergallmend Rechte der bereits seit langem etablierten Bauerhöfe von Wyden, Nessleren und Brüggelbach blieben unangetastet.

"Friburghus Gut" Gründung (12. / 13. Jh. ?)
Aus der Heidelberger Handschrift des Sachsenspiegels: Uebergabe der Erbzins Urkunde durch den Grundherrn an den Lehenmann, Roden des Waldes und die Aufrichte.
Aehnliches geschah in Freiburghaus. Die Grundherren kamen aus Freiburg und nannten den Hof "Friburghus Gut". 1310 waren die Lehenleute "Burki und der Schwiegersohn Richard ze Friburghus Gut". Erste Erwähnung (siehe: Die Familie 1560).
Urbar 1502: "Ze Friburgshus, Item Hanns von Friburghus git Jehrlichenn, von Richarts gut Und 3 Jucharttenn und ein Mannsmad"
Die Johanniter Comturei zu Freiburg i. Ue. verkaufte 1310 umfangreichen Grundbesitz in Neuenegg (darunter Freiburghaus) nach Bern. Dass diese Abtei mit der Gründung des "Friburghus Gut" in Verbindung steht, ist ausser Frage.
Der Bau des ersten Hauses in Freiburghaus vermute ich im 12. oder 13. Jh.. Dieses Projekt musste mit einer sicheren Wasserversorgung gewährleistet sein. Es wurde ein 1500 Meter langes Leitungssystem gebaut. Ein riesen Aufwand.
Die Grabarbeit von Hand, an die 2000 Tonröhren fachgerechten Verlegung etc. Der Ursprung der Quelle liegt in der „Riederen“ hinter dem „Brugwald“, zwischen der Schiessanlage Bramberg und der alten Bernstrasse und liegt am Rand des grossen Grundwasservorkommens im Forst. Für dieses Gebiet hatten die „Bouwren von Fryburgs Hus“ im Jahr 1532 noch eine Zinspflicht „hinderem Brüggli genant gemeinen Rieder“. Dieses Gebiet ist gepräg von alten terassierenden Erdwällen, die auch quer durch den Wald verlaufen, deren Ursache die Pflugarbeit der keltischen Bauern ist (siehe "Von Kelten und Römern").
Allein das Hofparzellen Areal reichte bis zur Sense im Süden und im Westen vom Schleipfengraben bis zu den Kirchengütern von Neuenegg. Etwa 1 Km2 oder um die 100 ha. Dazu kam Land in der Riedere, dem Quellgebiet des Brunnens um die 10 ha, jenseits der Sense in der Schröteren etwa 4 ha (Konfisziert 1653), Flächen in Neuenegg (1.4 ha), die die Milchsiederei Nestlé 1903 gekauft hatte und auch noch im Marizried (3.8 ha), das 1834 verkauft worden ist. Alles in allem um 120 ha Fläche Land und Wald. Wahrscheinlich musste am Anfang und bei den Hofteilungen 1570 etliches ausgereutet und urbar gemacht worden sein.
Die mittelalterliche Wasserquelle von Freiburghaus
1977, beim Nachgraben der Wasserfassung in der Riedere am Forstrand, kam ein mittelalterlicher, mit Granitplatten gemauerter Kanal mit einer momentanen Schüttung von 120 l/min zum Vorschein. Abklärungen mit dem damaligen Kantonsarchäologen Hans Grütter, haben eine klare Aehnlichkeit mit denjenigen Wasserleitungen in der Stadt Bern ergeben, welche auf ihre Entstehung in der Gründungszeit dieser Stadt hindeutet (1191).
Dieses aufwendige Wasserversorgungssystem mit ausreichend Trinkwasser, steht mit der Schenke in Freiburghaus im Zusammenhang und diese andererseits mit mittelalterlichem Reise- und Warenverkehr von Freiburg nach Bern. Das Fassen und Ableiten des Wassers nach Freiburghaus entwässerte gleichzeitig die Riedere für eine Ackernutzung. 1502 gehörte die Riedere noch zu Freiburghaus.

Von der alten Verbindungsleitung aus Ton sind im Boden noch Reste erhalten. Heute ergiesst sich das Wasser in Eisen- oder Kunststoffrohre und wird nach einem Teiler auf 5 Liegenschaften zugeführt. Nicht etwa für alle Berechtigten gleichviel. Um die Mitte des 19. Jh. wurde ein Hof geteilt und ein anderer gedrittelt. Das Brunnenwasser in gleicher Weise, 2 erhalten je einen Viertel, die anderen je einen Sechstel.
Die Quelle liefert maximal um die 40 min/It. wie auf dem Bild. Bei längerer Trockenheit, wie sie seit den 2000er Jahren vermehrt vorkommen, kann die Schüttung auf 6 min/It zurückgehen. Klar zu Wenig. Deshalb beziehen wir auch Wasser aus dem öffentlichen Netz
Woher aber kamen die verpflichteten Lehenleute, unsere Vorfahren? Ich glaube, die Verantwortlichen hatten gute Bauern aus ihren Stammlanden für ihre neuen Güter verpflichtet. Hinweise gibt es. Im Kaufbrief von 1310 ist ein Johannes von Terolsheim, Oberhaupt des Hauses Johannes von Freiburg i. Ue. genannt. Googlet man Terolsheim, so wird der Ort Gerolsheim bei Mannheim genannt (ev. auch Dorlisheim bei Strasbourg). An diesem Ort gab es ebenfalls einen Orden, aber ein Johanniterorden lag nur 15k m entfernt, beides in der Kurpfalz, einem Gebiet bei Mannheim. Und, wie ich in der Rubrik „der Rebell“ schreibe, hat der Lienhard Friburghaus mit seiner Familie 1653 in Wyngart, der Kurpfalz zugehörig, Zuflucht gefunden. Das war kein Zufall.
Ausschnitt aus dem Bodenzins Urbar von 1502 für "Hanns von Friburgs Hus git Jehrlichen, von Richartz gut..". Er bauerte auf dem damals einzigen Hof zu Freiburghaus, ganz oben bei der grossen Linde. 1514 wird von einem Hausbrand berichtet und der genannte Hanns lebte nicht mehr.
Gemäss den Dokumenten waren um 1500 2 Stammfamilien mit 5 Söhnen und 3 Töchtern anwesend. Dazu mehr in der Rubrik "Die Familie 1560".
Alle offiziellen alten Dokumente sind von professionellen Schreibern niedergeschrieben. Im vorliegenden Fall kam ein Schreiber von Bern nach Laupen, um diese Urbarien zu schreiben.


Friburg Haus 1710
Ausschnitt aus Samuel Bodmers Marchatlas von 1710. In Friburg Haus sind von Osten her drei Häuser zu sehen, mit dem grossen Gemüsegarten vor dem älteren "Oberhus", der damaligen Wirtschaft (um 1840 abgebrochen). Jenseits des Schleipfen Grabens im Riedli sind zwei Häuser. Die kleinräumige Feldstruktur mit Hecken und Feldbäumen ist heute gänzlich verschwunden. Gleichförmige Getreidefelder in den Gewannen deuten den damaligen Feldbau an mit Winterweizen, Sommerweizen und Brache, die Dreifelderwirtschaft. Reiner Getreidebau, ohne Hackfrüchte oder Graswirtschaft in der Fruchtfolge. Weiter sehen Sie, wie man damals den Schleipfenbach im Sensetal unten zum Düngen und Feuchthalten von Wässermatten genuzt hat. Feldwege sind keine zu sehen, die erst mit der Stallhaltung von Milchkühen um 1862 und dem dazu nötigen Grasen nötig geworden sind. Originalbild im Staatsarchiv Bern.
Der Strukturwandel
In Folge der Getreideimporte aus Uebersee (Schiff/Bahn um 1850) erlitt der Getreidebau eine starke Depression und verschwand fast vollständig. Das Haupteinkommen der Talbauern erodierte existenzbedrohlich. Eine andere Wirschaftsweise musste gefunden werden. Die folgende Umstellung auf Milchproduktion im Talgebiet mit Käsefabrikation (Brüggelbach 1862) gelang schlecht. Man versuchte das bewährte Käsen auf der Alp ins Tal zu adaptieren. Die, gegenüber der Vollweide auf der Alp, eingeführte Fütterung der Kühe in ganzjahres Stallhaltung war der Grund für eine schlechte Käsequalität. Verschmutzte Tiere und schlechte Luft beim Handmelken war der Milchqualität abträglich. Dazu kam noch eine dem Inlandbedarf übersteigerte Produktion. Die Agrarökonomen erreichten zwar eine bessere Düngung der Felder mit Mist und Gülle, aber auch eine ruinöse Erodierung der Milchpreise.
Um 1500 zählte Freiburghaus 1 Haus und 2 Familien. Nachher gab es dreimal grössere Veränderungen. Einmal im 16. Jh. eine Hofteilung und ein zusätzliche Hof. Oberhus, Underhus, Usserhus.
Diese drei blieben bis um die Mitte des 18. Jh. als die Industrialisierung einsetzte. Die Umstellung auf Milchwirtschaft steigerte die Arbeit pro Fläche erheblich, deshalb wurde der oberster Hof gedrittelt. Unterer wie auch Usserer zweigeteilt. Also Total 7. Gleichzeitig wanderte qualifiziertes Personal in die Industrie ab.
Die Mechanisierung brachte die nächste Zäsur. 1975 hat der Erste die Tore geschlossen, seither noch zwei weitere. Heute haben die witschaftenden vier noch Tiere, an zwei Standorten wird gemolken. Weil der Boden für Ackerbau nicht die beste Bonität hat und steiles Gelände nur Graswitschaft zulässt, werden die Tiere nicht gänzlich verschwinden.
Waren- und Personenverkehr über Freiburghaus im Mittelalter
Es könnte sein, dass zur Zeit der Zähringer Städte Gründungen, ein unabhängiger Aussenposten auf der Verbindungslinie zwischen Bern und Freiburg von Nöten war. Seit der Gründung der Stadt Bern gab es zunehmend Versorgungsverkehr aus der Westschweiz mit Getreide, Schlachtvieh, Wein, Apfelwein usw. Um den Brückenzoll der einzigen Sensebrücke bei Laupen einzusparen, gab es vom 13. bis 15. Jh. Warenverkehr über Freiburghaus. Vom Freiburgischen her führte eine Fuhrt über die Sense, dann mit leichter Steigung den Eichen vorbei nach Freiburghaus. Nach gefütterten, getränkten Pferden und Fuhrmännern ging es weiter über Brüggelbach, dann ansteigend dem Forst zu..

Die damalige Wirtschaft war als Rast und Absteige für Handelsreisende ein wichtiger Dienstleistungsort gewesen. Den wichtigsten Hinweis erzählten mir ältere Leute, sie wollten noch wissen, man habe beim Oberhaus früher Pferde ausgetauscht. Getauscht oder nicht, unterstützende Zugkraft bei den Steigungen soll damals immer mit zusätzlichen Pferden geleistet worden sein, um die eisenbereiften schweren Wagen den Hang hochzuziehen. In der zweiten Hälfte des 15. Jh., nachdem in Neuenegg eine Brücke war, dürfte der Warenverkehr über Freiburghaus versiegt sein.
Die Taverne für lokale Bedürfnisse bestand aber weiterhin. „Agnes“, die Wirtin zu Fryburghus, die Tochter des Uli Fryburghus, war am 30. Januar 1595 Taufzeugin. Die Wirtschaft hiess „Bären“. Wie lange gewirtet wurde, weiss ich noch nicht, jedoch sind beim jetzigen, etwa 250 jährigen Oberhaus am Scheunentor immer noch zwei Bären erkennbar.
An Sonn- und Feiertagen haben auch Leute aus Laupen hier haltgemacht. Der erzwungene beschwerliche Kirchgang nach Neuenegg von 1339-1534 und die Rast in Freiburghaus führte zu engen familiären Verbindungen, die in Taufrodeln von Laupen ab 1555 ersichtlich sind (Freiburghaus mit Klopfstein, Zingg, Zarli, Balmer, Ruprecht).

Auf dem Bild um 1940 im Sensetal aufgenommen, ist der mittelalter Aufstieg (bei den Eichen) nach Freiburghaus zu sehen. Vorne links mein Grossvater, meine Mutter und die zwei, bzw. vierbeinigen Diensten beim "Schöcheln/Birligen".
Zu sehen ist auch die umgepflügte Wiese am steilen Hang, die, für die Kriegswirtschaft mit Kartoffeln bepflanzt werden sollte (Plan Wahlen). An dieser Stelle ein fragwürdiges Unterfangen.
Die auf dem unteren abgebildeten Tankmauern (Panzersperren) sind noch nicht gebaut.
Zeitlich nahe und mit etwas anderem Blickwinkel entstanden die beiden Bilder fast an der gleichen Stelle.
Wiederkehrende Unwetter haben das Freiburghaus Strässchen ins Sensetal hinab mehrmals metertief stark beschädigt, wie hier am 11. März 1947. Der friedlich dahinplätschernde Schleipfenbach kann sich innert Minuten zum lebensgefährlichen Element verwandeln. Selbst der Teerbelag ist 2014 auf eine Länge von 100m zerstört worden.
Das markante Ueberbleibsel des 2. Weltkrieges sind die massiven und wehrhaften Tankmauern von 1941. Sie sollen als Denkmal für die Nachwelt stehen gelassen werden. Wer im Sensetal zwischen Laupen und Neuenegg unterwegs ist, kann das Bauwerk nicht übersehen.
Für Fragen oder Anregungen erreichen Sie mich unter:
fred.freiburghaus(ät)bluewin.ch
