In Geschichtsbüchern sind leider immer noch die Aufständischen die Täter und Unrechten. Dabei handelten und gebaren sich die Regierenden nicht anders als autokratische Kolonialherren anderswo. Die an Apartheit grenzenden schikanösen Kleidervorschriften für das Volk waren das Eine, verbale inhumane Erniedrigungen das Andere. Bis schliesslich 1652 ein Erlass für eine Abwertung der Kupfermünzen um 50% das Fass zum Ueberlaufen gebracht hatte. Die Frist für einen Umtausch in Gold- oder Silbermünzen von 3 Tagen, welche für das Landvolk unmöglich einzuhalten gewesen war, hat den Aufstand ausgelöst.
Der versöhnlich unterzeichnete Friedensvertrag vom Murifeld war von Anfang an nur vorgetäuscht und die Ratifizierung durch den Rat der Zweihundert bewusst unterlassen worden. An diesem Punkt ist eine erhebliche Schuld der Obrigkeit anzuheften. Die sich als redlich und von Gott berufen gegebene Regierungsclique hat das aufgebrachte Landvolk hintergangen und angelogen. Um dann noch trotz versprochenem und verbrieften freien Geleit in einem Rachefeldzug die Köpfe der Rädelsführer abzuschlagen.
Nebenstehend das Leuenberger Denkmal. Leider das Einzige Mahnmal im Kanton Bern. Es steht wie vergessen am südlichen Dorfeingang von Rüderswil.
Modernere Historiker (Andreas Suter) heben den Bauernaufstand heute auf Stufe Revolution, auf gleiche Höhe wie die Gründung der Schweiz, auf dieselbe historische Bedeutung. Waren demnach die revolutionären Bauern und ihre abgeschlachteten Führer die Tellen von 1653? Urteilen sie selbst.